Ungeachtet einer seit dem 19. Jahrhundert nachwirkenden Selbstbeschreibung als unabhängig oder 'überparteilich' steht die Wahrheitssuche der modernen Geschichtswissenschaft in einem Spannungsverhältnis zur politischen Relevanz der Historie. Im europäischen Mittelalter erfolgte Geschichtsschreibung zwar nicht im Rahmen einer akademischen Wissenschaft, doch lässt sich auch hier ein Spannungsfeld zwischen einer auf historische 'Wahrheit' zielenden operativen Selbstreferenz der Historiographie und einer politischen Funktionalisierung der Geschichte konstatieren. 'Geschichte als Argument' konnte in Deutungskämpfen dazu dienen, Evidenz für die jeweils eigene Position zu generieren. In anderen Zusammenhängen diente der Rekurs auf die Geschichte zur Legitimierung von Herrschaftsansprüchen sowie zur Profilierung politischer Identitäten. Die dabei verfolgten narrativen Strategien verfuhren mitunter in höchst kreativer Weise, indem verschiedene Traditionsbestände adaptiert und neuartig aufeinander bezogen wurden. Gleichzeitig waren die soziokulturellen und epistemischen Bedingungen dieser Praxis lokal und situativ mitunter sehr verschieden. In einigen Regionen Europas führte dies zu spezifischen Formen kultureller Hybridisierung. Unter Rekurs auf neuere praxistheoretische und wissenssoziologische Theoriekonzepte analysieren die Beiträge diese narrativen Verfahren im Spannungsfeld von 'Routinen' und 'Strategien'. Zudem hat der Band das Anliegen, die (regionale) Diversität dieser Aneignungen der Geschichte zu untersuchen. Durch die vergleichende Perspektive sollen Einblicke in die lokale Spezifik und Vielfalt narrativer Evidenzproduktion im europäischen Mittelalter gewonnen werden.
Vielfältige Formen der Aneignungen von Geschichte zum Zweck politischer Legitimation im Mittelalter
Der Polnisch-Sowjetische Krieg ist die Urkatastrophe des osteuropäischen 20. Jahrhunderts. An seinem Ende stand eine labile Friedensordnung, deren Spannungen selbst durch den Zweiten Weltkrieg nicht aufgelöst werden konnten. Bis heute streiten die osteuropäischen Staaten um nationale Minderheiten und historische Grenzen. Jetzt gibt es die erste deutsche Untersuchung und seiner bis in die Gegenwart reichenden Folgen überhaupt! Eine schonungslose Detailanalyse erwartet Sie.
Ganze Welten trennen die Freundinnen, doch gerade in diesen schwierigen Jahren sind sie füreinander da, die Nähe, die sie verbindet, scheint unverbrüchlich. Würde da nur nicht die langjährige Konkurrenz um einen bestimmten Mann immer deutlicher zutage treten.
Paula Modersohn-Becker hat ein gewaltiges Werk geschaffen, anknüpfend an Gauguin und van Gogh, und in vielfacher Hinsicht vergleichbar mit dem frühen Picasso. Barbara Beuys erzählt ihre bewegende Lebensgeschichte: von der Kindheit in Dresden, von der Ausbildung im Berlin an der Schwelle zur Moderne, vom Künstlerdorf Worpswede und von ihrem Leben in Paris, wo sie ihre künstlerische Heimat findet und sich als erste Frau lebensgroß im Akt malt. Barbara Beuys deutet die Vielfalt und die Provokation ihrer Gemälde gegen die herrschende Kunstkritik und zitiert Dokumente, die die bisher ausgeblendete Dramatik der Künstlerehe aufzeigen. Dabei entsteht ein neues Bild von Paula Modersohn-Becker: eine selbstbewußte Frau, die im Leben und in der Kunst zur Moderne gehört.