Hinrichtungsrituale in der vormodernen westeuropäischen Gesellschaft waren hochkomplexe Inszenierungen mit vielen Beteiligten. prominent in Szene gesetzt. Die Rolle von Geistlichen beim Vollzug der Todesstrafe ist bislang wenig beachtet worden. Ein Grund dafür ist sicherlich in der problematischen Quellenlage zu suchen. Selbstzeugnisse gibt es in der Regel nicht. Ein Seelsorger hat über seine Tätigkeit Buch geführt: der Nürnberger Pfarrer Johann Hagendorn. Seine Berichte über die geistliche Betreuung der Gefangenen im Nürnberger Lochgefängnis zu Beginn des 17. Jahrhunderts sind einzigartig und aufschlussreich. In ganz Europa sind vergleichbare Aufzeichnungen eines lutherischen Seelsorgers nicht überliefert. Hagendorns Text führt tief hinein in die Gefühlswelt der um ihr Leben fürchtenden Lochgefangenen. Wir erfahren von ihrer Angst, Verzweiflung und ihrem Kleinmut. Wie sich Johann Hagendorn in dieser emotional hoch angespannten Lage verhielt, zeigen die in diesem Buch erstmals edierten Berichte.
Die Neuauflage liefert ergänzende und präzisierte Hinweise für die Erstellung von Manuskripten im Bereich der psychologischen Forschung. Die Ergänzungen beziehen sich auf neue Entwicklungen im Bereich der ethischen Richtlinien für die psychologische Forschung und im Bereich "Open Science". Die Vorschläge zur geschlechtergerechten Sprache wurden präzisiert.