Heinrich Mann zählt zu den herausragenden deutschen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Doch auf seinem Werk lastet ein doppelter Schatten: Der Schatten seines erfolgreichen Bruders Thomas und der nachwirkende Schatten der deutschen Teilung. Während Thomas Mann in beiden deutschen Teilstaaten gefeiert wurde, galt dies für Heinrich Mann nicht in gleicher Weise. In der DDR geehrt und viel gelesen, aber auch politisch instrumentalisiert, blieb ihm in der Bundesrepublik die Anerkennung lange versagt. Zwischen den Brüdern entspann sich früh ein Konkurrenzverhältnis, sie blickten mit anderen Augen auf die Welt. Mit Hilfe der Literatur wollte Heinrich sie verbessern. Er war ein politischer Träumer, kein kalkulierender Ästhet wie Thomas, der sich lieber in die Rolle des unpolitischen Betrachters flüchtete. Heinrich Mann arbeitete am Alltag der Zeit. Dennoch ist sein Werk heute noch aktuell; die Zeiten haben sich geändert, die Grundprobleme sind geblieben. Seine sprachliche Schönheit, seine träumerische Eleganz, sein radikaler Idealismus und sein verzweifelter Kampf für eine bessere Welt haben nie an Bedeutung verloren. Diese Biografie möchte das bestehende Heinrich-Mann-Bild erweitern und sein Werk der Vergessenheit entreißen.
Der vorliegende Brief an den Vater gilt als Schlüssel zu Werk und Leben des Prager Dichters Franz Kafka. Anklage und Selbstanalyse zugleich, erzählt der Monolog nicht nur vom tyrannischen und übermächtigen Wesen des Vaters, sondern auch vom komplizierten Seelenleben des feinsinnigen Sohnes. Als kristallklares Psychogramm einer schmerzlichen Entfremdung besteht das einzigartige literarische Werk neben den analytischen Schriften Sigmund Freuds. Erreicht hat das erschütternde Schreiben seinen Adressaten wohl nie – es war Kafkas Mutter, die eine beabsichtigte Aushändigung zu verhindern wußte.