Max Beckmann war nicht nur ein bedeutender Exponent der künstlerischen Moderne. Auch in seinen Schriften erweist er sich als Meister der Zeit- und Selbstdiagnose.
Goethes Gretchentragödie hat das Bild der Kindsmörderin nachhaltig geprägt. Doch was bedeutete eine ungewollte Schwangerschaft im 18. und 19. Jahrhundert wirklich? In welchem gesellschaftlichen Klima wurden Mütter zu Mörderinnen?
Droht sich die berechtigte Forderung nach Gleichberechtigung in ihr Gegenteil zu verkehren? Ab welchem Grad der Segregation selbststilisierter Opfergruppen beginnt ein Gemeinwesen zu zerfallen?
Imre Kertesz ist etwas skandalöses gelungen: die Entmystifizierung von Auschwitz. Es gibt kein literarisches Werk, das derart konsequent, ohne zu deuten, ohne zu werten, der Perspektive eines staunenden Kindes treu bleibt. Wohl nie zuvor hat ein Autor seine Figur Schritt für Schritt bis an jene Grenze begleitet, wo das nackte Leben zur hemmungslosen, glücksüchtigen, obszönen Angelegenheit wird.