Wundervolles Dorfleben

Andrea Paluch lässt in ihren brillanten Geschichten die Kirche im Dorf, zeigt aber zugleich, dass es auch im Norden Schleswig-Holsteins so manches Dorf-Wunder zu entdecken gilt: Mit Ehemann Robert Habeck und vier Söhnen zog sie aus der Stadt aufs Dorf nahe der dänischen Grenze, wo die Kinder in der Natur aufwachsen sollten. Dann folgte so manche unerwartete Überraschung: beim Öffnen der Fenster der Güllegestank; die Essenseinladungen während der Umbauten und des Umzugs von nebenan, bei denen Integrationsbemühen und Neugier auf die Neuen sich aufs Engste verbünden; der Hund der Nachbarn als siebtes Familienmitglied im eigenen Haus; das selbstverständliche "Du" in der Dorfgemeinschaft; die Schwierigkeit, bei Einladungen in Frauenkreisen dem Zwang zur Tortenorgie halbwegs heil zu entkommen; das dörfliche Unverständnis darüber, dass man von Beruf Schriftsteller sein kann; oder die totale Notwendigkeit des Wahlgeheimnisses, wenn der Ehemann Grünen-Politiker wird und unter den Wahlberechtigten drei grüne Stimmen abgegeben werden. Andrea Paluch hat über das Leben auf dem Dorfe immer wieder gestaunt. Mit großer Sympathie und bisweilen feiner Ironie berichtet sie von einer Lebensform, bei der die Zwischenräume größer sind als in der Stadt - sowohl als Frei- wie auch als Leerräume. Allerdings zeichnet sich in den Geschichten sehr deutlich eine moderne Lebenskultur im Dorfleben ab, die sich zwischen beharrlicher Verwurzelung und beherzter Weltoffenheit positioniert.